„Intervallfasten – Auch nur eine dumme Diät?“

Jaaaa… voll klug; Ignoriere dein Körpergefühl!

Intervallfasten, auch als „Intermittierendes Fasten“ bekannt, hat in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen.
Sogar TV-Arzt Dr. Eckart von Hirschhausen präsentiert begeistert vor der Kamera, was zuweilen als „Hirschhausen-Diät“ bezeichnet wird. Die Grundidee ist simpel: Du isst in einem bestimmten Zeitfenster und verzichtest in einem anderen. Ob es nun das 16/8- oder das 5/2-System ist, spielt dabei keine Rolle. Hauptsache, du folgst einer strengen Regel, die bestimmt, wann du essen darfst und wann nicht. Einige schwören auf die erstaunlichen Vorteile von Intervallfasten, wie Gewichtsverlust und gesteigerte Energie. Doch bevor du dich von den verlockenden Versprechungen blenden lässt, werfen wir einen Blick hinter die Kulissen, wo potenzielle Probleme lauern, die langfristig deine Beziehung zum Essen und deinem eigenen Körper verändern könnten.

Das „Hungerspiel“

Intervallfasten verlangt von dir, deinem natürlichen Hungergefühl bewusst aus dem Weg zu gehen, als wäre es ein Feind, den es zu besiegen gilt. Doch hier liegt die Tücke. Indem du dich zwingst, deinen Hunger zu ignorieren, entwickelst du eine gesteigerte Hungertoleranz. Das mag zunächst wie eine beeindruckende Fähigkeit erscheinen, hat jedoch Nebenwirkungen: Warum? Weil, wenn du ständig deinem natürlichen Hungergefühl keine Beachtung schenkst, verlierst du auch das Gespür für dein Sättigungsgefühl. Dieser Zusammenhang ist vielen Menschen nicht bewusst.

Warum werde ich nicht satt?

Viele Menschen, einschließlich meiner Seminarteilnehmer, berichten davon, dass sie kein echtes Sättigungsgefühl mehr verspüren und regelmäßig über das Maß hinaus essen, bis sie Bauchschmerzen haben. Dies verdeutlicht den entscheidenden Aspekt der Körperwahrnehmung. Wenn du dein natürliches Hungergefühl immer wieder unterdrückst, solltest du dich nicht wundern, wenn auch dein Sättigungsgefühl darunter leidet. Je häufiger diese Praktiken (Diäten, Verzicht, Fasten usw.) angewandt werden, desto mehr verlieren Menschen die Fähigkeit, auf die Signale ihres eigenen Körpers zu achten – sei es, um zu erkennen, wann sie wirklich Hunger verspüren oder wann sie gesättigt sind.

Hinzu kommt, dass Diäten zwar kurzfristig einen Effekt auf das Körpergewicht haben, Menschen jedoch nach Diäten ein gestörteres Essverhalten haben als vor Diäten. Wenn Ihnen also jemand sagt: Ich habe schon „ALLE MÖGLICHEN DIÄTEN IN MEINEM LEBEN AUSPROBIERT“ – dann ist es wirklich kein Wunder, warum diese Person ein gestörtes Verhältnis zum Essen und ihrem Körper hat.


Der Einstieg ins gestörte Muster?

Nicht nur das, auch die Verbindung zwischen Intervallfasten und Essstörungen wird zunehmend deutlicher. In einer aktuellen Studie wurden Gesundheitsdaten von über 2700 Jugendlichen im Alter von 11 bis 16 Jahren ausgewertet, und es zeigte sich ein besorgniserregender Zusammenhang zwischen Intervallfasten und der Neigung zu Essstörungen. Die Daten enthüllten, dass 47 Prozent der weiblichen Probanden, bei denen eine Essstörung diagnostiziert wurde, in den letzten zwölf Monaten Intervallfasten praktizierten. Bei den männlichen Teilnehmern mit zwanghaftem Ernährungs- oder Bewegungsverhalten waren es immerhin noch 38 Prozent.


Fazit: Auch ein Hirschhausen hat Ernährungspsychologie nicht verstanden

Intervallfasten mag vorübergehend für einige Menschen „funktionieren“ – so wie jede Diät auch – aber die langfristigen Risiken werden mal wieder unterschätzt bzw. ignoriert. Kein Ernährungsansatz sollte nur auf eine bestimmte Zeitspanne begrenzt sein. Gesundes Essverhalten ist ein lebenslanger Prozess. Es ist an der Zeit, eine harmonische Beziehung zum Essen, zu deinem eigenen Körper aufzubauen und auf dein Bauchgefühl zu hören.

Guten Appetit – ohne Reue – ohne Stechuhr!

Frédéric Letzner (M.Sc.) ist deutschlandweit als professioneller Redner unterwegs, sowie bekannt aus Funk und Fernsehen.
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